FHanfang
Luftfahrtgeschichte der
Landeshauptstadt
Erfurt des Freistaates
Thüringen

Flughafen Erfurt

Flughafen Erfurt-Nord


Beginn des zivilen Luftverkehrs

Mit Beginn der ersten planmäßigen Luftpostbeförderung der deutschen Reichspost am 6. Februar 1919, anlässlich der Tagung der Deutschen Nationalversammlung in Weimar, auf der Strecke Berlin - Weimar - Berlin durch die  Deutsche Luft-Reederei GmbH  (DLR), begann eine neue Ära für das Flugzeug. Bereits am 8. Februar wurden die ersten Passagiere befördert und ab 1. März wurde das Flugnetz weiter ausgebaut. Der Wettlauf der Städte um den Vorrang im Luftverkehr begann.

Für Erfurt einen Flughafen?

Die Entwicklung des Luftverkehrs hat auch Erfurt vor die Frage gestellt, ob sie sich um einen Flughafen bemühen muss, der den Bedürfnissen des Luftverkehrs in der Zukunft entspricht.

Seit 1921 hatte sich die Ortsgruppe Erfurt im Bund Deutscher Flieger e.V. unermüdlich um den Anschluss Erfurts an den Linienflugverkehr und um einen Flugplatz in Erfurt bemüht. Auch der Magistrat der Stadt Erfurt zeigte ein starkes Interesse,  diesem  Wunsch nachzukommen.

 
 
  Die  Landung des ersten  Passagierflugzeuges, einer Sablatnig P III der Lloyd-Luftverkehr Sablatnig, am 9. April 1921 auf dem Drosselberg förderte dieses Vorhaben. Man war sich einig, dass der Flugplatz auf dem Drosselberg wegen erschwerter Unzugänglichkeit und die zu großer Entfernung von der Stadt, als Flughafen nicht in Betracht kam.

  Drei Projekte standen zur Auswahl:

Die Gelände am Roten Berg, in der Marbacher- und Krämpfer Flur.

Nach eingehender Überprüfung des Geländes am Roten Berg durch die Deutsche Luftreederei, konnte in der Stadtverordnetenversammlung der Beschluss über den Erwerb des Geländes gefasst werden. Die Enteignungsverhandlungen zogen sich bis Mitte 1924 hin. Ab Herbst 1924 wurde das künftige Flugplatz-gelände für den Flugverkehr hergerichtet. Am Eingang entstand eine provisorische Holzbaracke, die der Gepäck- und Postabfertigung, der Flugleitung, der Wache und eines Fernsprechers diente. Das Gelände hatte eine Ausdehnung von 780 x 780 Meter.

In dieser Zeit gab es in Deutschland zeitweise bis zu 30 Luftverkehrsgesellschaften, aus denen sich in einem harten Konkurrenzkampf die Fluggesellschaften „Deutscher Aero-Lloyd“ und die „Junkers-Luftverkehr A.G.“ herausbildeten. Sie führten im Zeitraum 1924/25 den Luftverkehr durch. Gleichzeitig wurde das Verkehrsnetz in Deutschland ausgebaut. Jede größere Stadt hatte das Bestreben an den Luftverkehr angeschlossen zu werden und war bereit, für das Anfliegen des eigenen Flugplatzes beträchtliche Subventionen zu zahlen. Im Ergebnis dieser Entwicklung entstanden bis zum Jahre 1928 etwa 80 Flugplätze in Deutschland, die im regelmäßigen Luftverkehr angeflogen wurden.

Die Aktivitäten die Erfurt zeigte, um sich am deutschen Luftverkehr zu beteiligen, bewegte die Gemüter weiterer thüringischer Städte, die auch bestrebt waren, sich am Luftverkehr zu beteiligen. Zu ihnen zählte Eisenach, Gotha, Gera, Rudolstadt, Mühlhausen, Meiningen und Weimar. Unter diesen Städten war es Weimar, die versucht hatte einen Zentralflughafen für Thüringen zu bauen. Mit Erfurt gemeinsam wollte man den früheren Militärplatz Nohra wieder für den Flugbetrieb herrichten. Erfurt hat jedoch diesen Plan abgelehnt, da der eigene Flughafen kurz vor seiner Vollendung und der weitere Ausbau beschlossen war. Nach dem Scheitern dieses Projekts hat Weimar versucht mit den Städten Apolda und Jena die Lehnstedter Höhen zu einem Flugplatz auszubauen. Auch dieses Projekt scheiterte, da Apolda und Jena ihre Mitwirkung versagten.

Bereits im November 1924 begann der Magistrat der Stadt Verhandlungen mit der Junkers-Luftverkehr AG über eine Einbeziehung in das deutsche Luftverkehrsnetz. In dem am 29. März 1925 abgeschlossenen Vertrag verpflichtet sich die Junkers-Luftverkehr AG, die Strecken Leipzig - Erfurt - Frankfurt/Main und Leipzig - Erfurt - Ruhrgebiet zunächst für drei Monate täglich nach jeder Richtung zu befliegen. Die Stadt Erfurt stellte für diesen Flugverkehr ihren Flugplatz unentgeltlich zur Verfügung und vergütete der Junkers Luftverkehr AG ein Drittel der Gesamtbetriebskosten der über Erfurt führenden Strecken.

Eröffnung der Flugverkehrs in Erfurt

Am 10. Mai 1925, nach der Landung zweier Junkers F-13 auf dem neuen Flughafen Erfurt, wurde dieser durch Oberbürgermeister Dr. Mann im Beisein zahlreicher Ehrengäste eingeweiht.

In seiner Rede setzte der Oberbürgermeister
den bedeutungsvollen Tag der Einweihung des Flughafens mit dem 1. April 1847 gleich, an dem der erste Eisenbahnzug von Weimar den Bahnhof Erfurt erreichte. Die ganze Entwicklung einer Stadt hängt ab von der Schaffung günstiger Verkehrsverbindungen. Möge deshalb die Einbeziehung Erfurts in den allgemeinen Luftverkehr ein weiterer Schritt sein für die Weiterentwicklung unserer Stadt.

Während eine Junkers F-13 anschließend Rundflüge über Erfurt durchführte, flog die andere Maschine in Richtung Ruhrgebiet, um von dort am folgenden Tag den planmäßigen Luftverkehr zu eröffnen.

   

Die Junkers F-13, mit dem Kennzeichen D-558, war das erste Flugzeug , welches im planmäßigen Luftverkehr auf den Flughafen Erfurt landete.

     So begann der zivile Luftverkehr in Erfurt.  Als erstes stand eine Holzbaracke, dann wurde mit einem Neubau im Jahre 1926 begonnen.

   

Tags darauf, am 11. Mai 1925, begann der planmäßige Luftverkehr auf den sich kreuzenden Flugstrecken:

Berlin - Leipzig - Erfurt - Frankfurt a.M.  und

Breslau - Dresden - Leipzig - Erfurt - Kassel - Dorsten (Ruhrgebiet)

Am 30. September endete der planmäßige Luftverkehr auf dem Flughafen durch die Junkers-Luftverkehr AG.

Die Gründung der Deutschen Luft Hansa AG

Die im Jahre 1917 gegründete „Deutsche Luft-Reederei“ vereinigte sich im Februar 1923 mit der „Lloyd Luftdienst GmbH“ zur „Deutscher Aero Lloyd AG“, die 1925 bereits ein dichtes Streckennetz in Mitteleuropa betrieb. Als harter Konkurrent erwies sich die „Junkers-Luftverkehr AG“. Finanzielle Schwierigkeiten beider Fluggesellschaften führte zu Fusionsverhandlungen.

Am 6. Januar 1926 erfolgte im Berliner Hotel „Kaiserhof“ die Gründung der „Deutschen Luft Hansa AG“. Der Kranich wurde von der „Deutschen Aero Lloyd AG“ übernommen, während die „Junkers-Luftverkehrs AG“ die blaugelben Farben einbrachte. Am 28. März 1926 genehmigte das Reichsverkehrsministeriums den Luftverkehrsbetrieb, der am 6. April 1926 auf zunächst sieben Strecken planmäßig aufgenommen wurde.

Der ersten Start einer Linienmaschine der Deutschen Luft Hansa erfolgte um 07.25 Uhr auf dem Flughafen Berlin-Tempelhof  auf der Flugstrecke:

Berlin   -   Halle   -   Erfurt   -   Stuttgart   -   Zürich

Ab 8. April kamen noch folgende Strecken für Erfurt hinzu:

Berlin - Halle - Erfurt - Frankfurt a. M. - Mannheim - Karlsruhe   und
Hannover - Erfurt - München 

Obwohl politisch zu Preußen gehörig, war Erfurt Verkehrszentrum und wirtschaftlicher Mittelpunkt in Thüringen. So suchte der Magistrat nach finanzielle Unterstützung für den weiteren Ausbau des Flughafens. Den Kampf um die Vorherrschaft des Luftverkehrs in Thüringen hat Erfurt mit der Gründung der Flughafen Erfurt GmbH am 23. Mai 1927 gewonnen. Gesellschafter dieser Gesellschaft waren:

der Staat Preußen mit

80.000 RM

der Provinzialverband Sachsen mit

25.000 RM

die Stadt Erfurt mit

150.000 RM

die Industrie- und Handelskammer Erfurt mit

5.000 RM

 

   
Projekt es Flughafengebäudes 1925

und die Wirklichkeit 1927

Bereits am 10. August 1927 konnte das neue Flughafengebäude mit Flugzeughalle seiner Bestimmung übergeben werden. Die provisorische Baracke wurde als Restauration weiter genutzt.

   
   

Streckennetz der Deutschen Luft Hansa 1926 und der Nordbayerischen Verkehrsflug G.m.b.H. 1928

 

Die Nordbayerische Verkehrsflug GmbH

Die Nordbayerische Verkehrsflug GmbH wurde im Frühjahr 1926 gegründet. Sie stellte sich die Aufgabe einen geplanten Zubringerdienst zu den größeren Flughäfen, die von der Deutschen Luft Hansa angeflogen werden, durchzuführen und die Interessen der Städte zu berücksichtigen, die von der Luft Hansa nicht angeflogen wurden.

Am 26. Juli 1926 wurde der Verkehr auf der Strecke:

Fürth/Nürnberg - Bamberg - Coburg - Rudolstadt/Schwarza - Weimar - Halle - Leipzig - Hof - Bayreuth - Fürth/Nürnberg eröffnet.

   

 
  Das Flugzeug, das in Coburg zum Weiterflug startete, kam aber nur bis Neustadt am Rennweg, da der Thüringer Wald, infolge der starken Nebel- und Wolkenbildung,  eine Orientierung ganz unmöglich machte.
So konnte das erste Flugzeug in Schwarza erst am 28. Juli landen. Anschließen erfolgte der Weiterflug nach Weimar.
   

    Die erste Landung in Schwarza

 

1927 wurde die Streckenführung verändert und Meiningen in das Luftverkehrsnetz mit einbezogen. Von 1927 bis 1930 wurde der Flughafen Erfurt von der Nordbayerischen Verkehrsflug GmbH zeitweise auf drei Strecken angeflogen.

Wetterdienst

Die meteorologische Betreuung der Piloten erfolgte Anfangs von den Flughäfen, wo die entsprechende Fluglinie begann. An Hand der geringen Geschwindigkeiten der Flugzeuge machte sich eine Wetterberatung an jeden Flughafen notwendig. Deshalb wurde die Thüringische Landeswetterwarte von Ilmenau nach Weimar verlegt, von wo aus über Telefon die Piloten in Erfurt beraten wurden. 1926 wurde die der Thüringischen Landeswetterwarte angegliederten Flugwetterwarte nach Erfurt verlegt. Im Jahre 1935 folgte die Thüringische Landeswetterwarte nach Erfurt, die inzwischen von Weimar nach Jena verlegt worden war.

Mit der Fertigstellung des Fliegerhorstes Erfurt-Bindersleben wurde die Reichswetter-Dienststelle, wie sie inzwischen benannt wurde, 1936 dorthin verlegt. Die Wetterwarte des Flughafens Erfurt-Nord wurde eine Wetternebenstelle von Erfurt-Bindersleben.

Der Höhepunkt im Luftverkehr 1925 bis 1939

Der Sommer 1928 war der Höhepunkt des zivilen Luftverkehrs in Erfurt-Nord. Täglich landeten und starteten hier 14 Flugzeuge. 21 Städte wurden angeflogen.

Nr.

Strecke

12   Berlin - Halle/Leipzig - Erfurt - Stuttgart - Zürich - Genf
101   Hannover - Erfurt - Fürth/Nürnberg - München
104   Erfurt - Frankfurt a. M.
109   Magdeburg - Erfurt
141

  Erfurt - Halle/Leipzig - Berlin

145   Chemnitz - Erfurt - Dortmund - Essen/Mülheim
C   Plauen - Gera - Erfurt
D   Rudolstadt - Weimar - Erfurt - Meiningen - Schweinfurt - Fürt/Nürnberg
E   Rudolstadt/Saalfeld - Erfurt
F   Dresden - Leipzig/Mockau - Weimar - Erfurt

Flugziele und Flugzeiten der Jahre: 

1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939

In den folgenden Jahren pendelten sich die Verkehrszahlen auf niedrigen Niveau ein. Einige Zahlen grob gerundet:

Jahr

Starts

Passagiere

Frachten (t)

Frachten =

1926

800

800

5

 

1928

2100

5500

68

  Gepäck,

1930

1350

2300

34

  Post und

1933

1000

2200

24

  Fracht

1935

600

1900

19

 

1938

500

1200

16

 

   
Verkehrsleistungen vom Flughafen Erfurt-Nord 1925 - 1939 und Vergleichszahlen  :     h i e r 
von den Flughäfen Gera, Meiningen, Rudolstadt/Saalfeld und Weimar

Der Flughafen wurde auch von den Erfurter Flugsportlern für die Ausbildung im Segelflug und Motorflug genutzt. Flugtage und Landungen der nationalen Wettbewerbs-Rundflüge, wie Deutscher Rundflug 1925, Deutschlandflüge usw., lockten viele Flugbegeisterte zum Flughafen.

  Während  Meiningen es schaffte, dass die Luftschiffe LZ-127 "Graf Zeppelin" und LZ-130 "Graf Zeppelin II" auf dem Meininger Flugplatz, dem Rohrer Berg, landeten, mussten sich die Erfurter mit der Landung eines kleinen Werbe-Luftschiffes, PN-30 "Meteor", begnügen. Es landete 1933 auf dem Flughafen und weilte für eine Woche für Reklameflüge über Thüringen dort.

1934 erfolgte die Erweiterung des Verwaltungsgebäudes als letzte größere zivile Baumaßnahme auf dem Flughafen. Die Benennung des Flughafens nach dem Reichsluftfahrtminister im August 1933 in „Hermann Göring Flughafen Erfurt“ verhalf zwar nicht um eine Belebung des Flughafens, jedoch konnte eine Einstellung des planmäßigen Luftverkehrs verhindert werden. Seit Inbetriebnahme des Fliegerhorstes Erfurt-Bindersleben wurde die Bezeichnung Flughafen Erfurt-Nord geführt. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, wurde der zivile Luftverkehr am 26.August 1939 eingestellt.

Im Oktober 1939 übernahm die Luftwaffe den Flughafen Erfurt-Nord. Hier schulten Wehrmachtsangehörige und Flugschüler des NSFK. Im Nordteil des Platzes war eine Luftwaffen-Nachrichteneinheit stationiert.

Das Reparaturwerk Erfurt, später Mitteldeutsche Metallwerke Erfurt  und die Motorenfabrik Otto Schwade und & Co. nutzten den Platz während des Krieges für Werkstattflüge.

Pläne und das Ende

Für die Zukunft war geplant, nach der "siegreichen Beendigung des Krieges", den Zivilflughafen nach Alperstedt zu verlegen, damit am Roten Berg genügend Platz für weitere Bauvorhaben der Luftwaffe und dem Flugzeugwerk zur Verfügung steht.

Nachdem die Amerikaner am 12. April 1945 in Erfurt einmarschierten und diese am 27. Juli 1945 an die Rote Armee übergaben, zeigten die sowjetischen Streitkräfte kein Interesse an das Gelände des Verkehrsflughafens Erfurt-Nord. Die Stadt Erfurt als Eigentümerin des Geländes gab ein Drittel des ehemaligen Flughafens für die Bebauung mit Einfamilienhäuser frei.

In der Aufsichtsratssitzung der Flughafen Erfurt GmbH am 24. Mai 1948 wurde die Auflösung der Gesellschaft beschlossen.


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