Luftfahrtgeschichte der
Landeshauptstadt
Erfurt des Freistaates
Thüringen

Anfänge und Flugsport

Anfänge in Erfurt



Eine erste Erwähnung auf dem Gebiet der Luftfahrt für die Stadt Erfurt ist die naturwissenschaftliche Abhandlung über ein Luftschiff durch Karl Theodor von Dalberg aus dem Jahre 1785.

Theoretische Abhandlung eines Luftschiffes

Karl Theodor von Dalberg, Statthalter in Erfurt von 1772 bis 1802, erwarb eine umfangreiche Bildung im Verlaufe seines Studiums an verschiedenen Universitäten. Ihm wird "mancher vortrefflicher Gedanke nachgerühmt", den er in verschiedenen Abhandlungen auf den Gebieten der Geschichte, Staats- und Naturwissenschaft dargelegt hat.
So rief die Erfindung der Luftballone und das Problem diese lenkbar zu machen Dalbergs Interesse hervor. In einer Abhandlung "Einige Gesichtspunkte zu einer aerostatischen Maschine", die im Jahre 1785 anonym in französischer Sprache in Gotha im "Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte" erschien, wurde als Verfasser Dalberg in mehreren Quellen nachgewiesen.

In seiner Niederschrift legte Dalberg drei Aspekte für den Bau von Luftschiffen vor:

1. Der Luftwiderstand soll möglichst klein gehalten werden, das geschehe am besten durch eine konische Form des Luftschiffes mit einem Verhältnis  1:4,5.

2. Um das entweichen des Füllgases aus dem Luftschiffkörper zu verhindern, müsse dieser von einer zweiten gefirnissten Stoffhülle umgeben werden.

3. Zum Zweck einer großen wirtschaftlichen Ausnutzung des Luftschiffes solle eine große Dimension gewählt werden.

In seinen  Berechnungen kam er auf drei  Größen. Sein kleinstes hatte die  Maße von 90 Meter Länge und 19 Meter Breite, der von ihm bevorzugte Typ war 112 Meter lang und einen Durchmesser von 25 Meter. Die Ausfügung für das wirtschaftlich und rationellste Luftschiff hatte eine Länge von 225 Meter, dieses er aber ins Reich der Märchen verwies.

Seine Vorschläge über Form, konstruktive Beschaffenheit, hier sah Dalberg ein Starrluftschiffgerippe aus Holzrohre vor und überspannt mit zwei Schichten Stoff, waren neu. Sie fanden sich hundert Jahre später als Lösungsvarianten beim Luftschiffbau wieder.

Am 19.September 1928, nach 143 Jahren, machte das Luftschiff LZ-127 "GRAF ZEPPELIN", das eine Länge von 237 Meter hatte, seine erste Fahrt aus der Märchenwelt.

Weitere Luftschiffprojekte aus Thüringen:

Verkehrs-Luftschiff für 200 Passagiere und 60 Mann Besatzung,
8 x 450 PS, 110 000 cbm.

   

Luftschiff "Veeh I" 1908 von Albert Paul Veeh aus Apolda

Luftschiffprojekt "New-York" 1928 von Max Kästner aus Apolda

Praktische Luftfahrt in Erfurt

Am 23. Juni 1786 wurde die Erfurter Bevölkerung über einen bevorstehenden Aufstieg einer besonderen "Aerostatischen Maschine" am 26. Juni informiert. Für vier oder acht Groschen hatte man Zutritt zu dem zur Statthalterei gehörigen Graben am Brühl, im heutigen Brühler Garten, wo der Ballon gefüllt wurde.

Der Chronist Konstantin Beyer schilderte den Vorgang wie folgt:

„Um 3 Uhr ging endlich der Luftball ein wenig in die Höhe. Er sah sehr schön aus, war wie ein Globus bemalt mit allen Ländern in der Welt. Kaum war er aber ein wenig gefüllt, so bekam er ein Loch, und man ließ ihn wieder herunter. Es dauerte nun etwa eine halbe Stunde, bis er endlich wieder gefüllt war und sich nun majestätisch in die Luft erhob. Kaum war er etwa 25 Fuß  (etwa 8,30 Meter) gestiegen, so platzte er, der Rauch ging heraus, und der Ballon fiel in den Garten, wo er aufstieg. Nicht lange darauf  stieg noch ein anderer etwas kleinerer, dieser ging recht gut und schien über die Stadt hinaus zu steigen."

Das waren die ersten Phasen praktischer Luftfahrt in Erfurt. Der erste Flug, wenn auch nur 1100 Meter weit, führte zur Cyriaksburg.

Der erste bemannte Ballonaufstieg in Erfurt

Fast 62 Jahre mussten verstreichen bis zum ersten bemannten Ballonaufstieg in Erfurt. Der Luftschiffer Carl Kirsch aus Paris stellte Anfang 1848 in Erfurt einen birnenförmigen großen Ballon her. 1500 m² Stoff wurden benötigt um den Riesenballon anzufertigen, der einschließlich seiner Gondel 25 Meter hoch war und einen Umfang von 47 Meter aufwies. (Durchmesser etwa 15 Meter)

Mit Bewilligung städtischer Behörden erfolgte am 23. April 1848 nachmittags in dem Mainzer Hof der 89. Aufstieg des Luftschiffers. Konzertmusik begleitete die Füllung des Ballons, der mit bedeutenden Göttern und Helden des Altertums verziert war. Der Westwind führte den Ballon über die Stadt. Nach einer Luftfahrt von 7 km landete Kirsch bei Linderbach.

Weitere Ballonaufstiege erfolgten in den Jahren 1895, 1904 und 1908.


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