FHanfang
Luftfahrtgeschichte der
Landeshauptstadt
Erfurt des Freistaates
Thüringen

Luftwaffe in Erfurt

Fliegerhorst Erfurt-Bindersleben


Zur Vorgeschichte

Nach den Bestimmungen des Versailler Vertrags war die Aufstellung und Unterhaltung von Luftstreitkräften und der dazugehörigen Einrichtungen und Anlagen in Deutschland verboten. Schon das Reichswehr-Ministerium hatte ab 1920 mit einem ausgeklügelten Tarnsystem die Vorbereitungsmaßnahmen zur Aufstellung von Fliegerverbänden, die Ausbildung von fliegenden Personal geheim gehalten. Daran hat sich auch nach dem Regierungswechsel am 30. Januar 1933 nichts geändert.

Durch die Zentralisierung des Flugsports im Deutschen Luftsportverband, am 25. März 1933, als Tarneinrichtung der Luftwaffe, wurde 1934 die Ausbildungskapazität bedeutend erhöht. Die Landesgruppen unterhielten Ausbildungsstellen, in Thüringen war diese in Jena und Übungsstellen auf Zivilflugplätzen, wie Weimar-Nohra und Erfurt.

Die bereits aufgestellten Staffeln, Geschwader und Kriegsfliegerschulen erhielten Tarnnamen, wie zum Beispiel die Kriegsfliegerschule Prenzlau als forst- und landwirtschaftliches Flugversuchs-Institut. In Lipezk/UdSSR wurde in dieser Zeit neues Fluggerät getestet und Flugzeugführer für neue Typen ausgebildet. Nach der Enttarnung der Luftwaffe, am 1. März 1935, konnte sich der neue Wehrmachtsteil mit rund 2500 Flugzeugen der deutschen und internationalen Öffentlichkeit präsentieren.

So wurde  aus der "Fliegergruppe Gotha" das Kampfgeschwader 253. Die Standorte der einzelnen Gruppen wurden weiter ausgebaut, so auch der Fliegerhorst Erfurt-Bindersleben.

Fliegerhorst Erfurt-Bindersleben

Es lässt sich nicht genau feststellen, wann mit dem Bau des Fliegerhorstes Erfurt-Bindersleben begonnen wurde. An Hand der Baulichkeiten, die anlässlich eines Flugtages verbunden mit einer Besichtigung vorhanden waren, lässt schließen, dass bereits im Jahre 1933 die Erschließungsarbeiten begannen. Am 1. Oktober 1934 wurde die Fliegerhorstkommandantur Erfurt aufgestellt. Die Tarnbezeichnung lautete Luftverkehr Thüringen A. G. Erfurt. Am 8. Oktober 1935 wurden die ersten Flieger in Erfurt begrüßt, die dann den neuen Fliegerhorst Erfurt-Bindersleben übernahmen.

   

Bilder vom Flugtag am 8. Dezember 1935

Im Dezember des gleichen Jahres fand der bereits erwähnte Flugtag mit Besichtigung statt. Etwa 6000 Erfurter nutzten diese  Gelegenheit.  Flugzeuge der  Luftwaffe, die Ju-52 und einmotorige Flugzeuge vom Typ Junkers W-34, Focke-Wulf 44 "Stieglitz"  und Klemm Kl-32   standen für Rundflüge zur Verfügung, die auch von 400 Besucher genutzt wurden.

Einzug der Fliegergruppe Erfurt

Am 17. März 1936 erfolgte der Einzug einer der Kampfgruppen des Kampfgeschwaders 253 Gotha, in ihren neuen Fliegerhorst Erfurt-Bindersleben. Sie wurde während des Einmarsches über die Gothaer Landstraße, Anger, Fischmarkt und auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz (heute Domplatz) von der Erfurter Bevölkerung herzlichst begrüßt.

Noch im gleichen Jahr wurde dem Verband der Name Geschwader General Wever verliehen, zur Erinnerung an den ersten Generalstabschef der neuen deutschen Luftwaffe, der am 3. Juni 1936 in Dresden tödlich verunglückte.

Tag der Luftwaffe 1937

Am 21. April 1918 wurde Manfred von Richthofen, der Kommandeur des Jagdgeschwaders 1, von englischen Fliegern abgeschossen. Zur Erinnerung und zum Gedenken des erfolgreichsten Kampffliegers des Ersten Weltkrieges bestimmte der Führer den 21. April zum "Tag der Luftwaffe".

 
  Die II. Gruppe des Kampfgeschwaders General Wever 253 Erfurt-Bindersleben weihte an diesem Tag ein Denkmal für den am 3. Juni 1936 tödlich abgestürzten ersten Generalstabschef der neuen deutschen Luftwaffe, General Wever.
   

Das Kampfgeschwader verlässt den Fliegerhorst

Nachdem der Geschwaderstab der Kampfgeschwaders Anfang 1939 von Gotha nach Erfurt kam, verließ der Stab und die II. Gruppe des K.G. General  Wever 4,  am 25. August 1939, ihren Fliegerhorst Erfurt-Bindersleben. Nach Ausbruch des Krieges, kam die II. Gruppe noch einmal und letztmalig  vom 19. bis 25. September 1939 zu ihren Fliegerhorst zurück.

Die weitere Nutzung des Fliegerhorstes

Während kurzzeitig im Dezember 1940/Januar 1941 und Juni 1941 die  2. Staffel der I. Gruppe des K.G. 4 sich in Erfurt-Bindersleben befand wurde dieser Platz für fliegerische Ausbildung genutzt. 

Die Luftnachrichtenschule 5 Erfurt (LNS 5) war hier stationiert, die auch eine Nebenstelle in Erfurt-Nord unterhielt. Die Ausbildung erfolgte auf den Gebieten Bordfunker und Peiler. Als Ausbildungsflugzeuge  waren Junkers Ju-86 und Ju-87 im Einsatz. Sie brachte auch eigene Feldpost-Vignetten heraus. Erstausgabe war der 4.April 1943.

Verbandszeichen am Bug der Flugzeuge der Emblem der Eigene "Feldpost-Vignetten" der
Luftnachrichtenschule 5 Erfurt Luftnachrichtenschule 5 Erfurt Luftnachrichtenschule 5 Erfurt

Während der Kriegsjahre war der Fliegerhorst Erfurt-Bindersleben zeitweise mit folgenden Einheiten belegt:

Einheit

Jahr

Kampfgeschwader
  II. Gruppe des Kampfgeschwaders 1 1940
  I. Gruppe des Kampfgeschwaders 2 1939
  II. Gruppe des Kampfgeschwaders 4 1939
  2. Staffel des Kampfgeschwaders 4 1941
  II. und III. Gruppe des Kampfgeschwaders 6 1944
Jagdgeschwader
  Stab des Jagdgeschwaders 3 1944
  IV. Gruppe des Jagdgeschwaders 3 1944
  II. Gruppe des Jagdgeschwaders 3 1944
  III. Gruppe des Jagdgeschwaders 4 1944
  Stab des Jagdgeschwaders 300 1944
  II. Gruppe des Jagdgeschwaders 300 1944
Nachtjagdgeschwader
 1. Staffel des Nachtgeschwaders 5 1943
  I. Gruppe des Nachtgeschwaders 5 1944
  IV. Gruppe des Nachtgeschwaders 5 1943-1944

Mit Beginn des Jahres 1944 war der Fliegerhorst zeitweise mit verschiedene Gruppen von Jagdverbänden belegt. Ende des Krieges wurde der Flugplatz mehrmals das Ziel alliierter Luftangriffe. Zwei Wochen vor Besetzung des Fliegerhorstes Erfurt-Bindersleben durch amerikanische Truppen, erfolgte der letzte Start. Eine Messerschmitt Me-262, aus dem Bestand der Gothaer Flugzeugproduktion, verließ den Fliegerhorst in Richtung Neuruppin.

Bei Kriegsende zerstörten Angehörige der deutschen Wehrmacht die noch auf diesem Platz befindlichen Flugzeuge sowie Teile der Anlagen und Einrichtungen nach dem Befehl der so genannten "verbrannten Erde". 60 ausgeschlachtete bzw. verbrannte Flugzeuge der Luftwaffe, unter ihnen 18 Focke-Wulf FW-190, 26 Messerschmitt Me-109 und 4 Messerschmitt Me-262, fanden die Amerikaner bei ihren Einmarsch am 12. April 1945 in Erfurt vor.

Mit der Niederschlagung des Faschismus in Deutschland durch die alliierten Streitkräfte, wurden wieder Abkommen und Bestimmungen erlassen, dass Deutschland keine bewaffneten Streitkräfte besitzen darf. Die Lufthoheit besaßen die Alliierten. Eine fliegerische Betätigung war für Deutschland untersagt.