Flughafen Erfurt
Luftfahrtgeschichte der
Landeshauptstadt
Erfurt des Freistaates
Thüringen

Flughafen Erfurt

Flughafen Eisenach 1959 - 1961  


Ausweichplatz für den Flughafen Erfurt-Bindersleben

Die Stahlplattenbahn erfüllte nicht mehr den hohen Anforderungen auf dem Flughafen Erfurt. Ausweg war nur der Bau einer neuen Betonpiste und gleichzeitig eine Rekonstruktion des gesamten Flughafens. Die Einstellung des Flugverkehrs nach Thüringen stand bevor. Doch die Mitarbeiter des Flughafens machten sich Gedanken, die Anbindung Thüringens an das internationale Flugnetz aufrecht zu halten. Fluglotse Hans Reiße, der in Großenlupnitz beheimatet war und gute Russischkenntnisse hatte, nahm Kontakt mit den sowjetischen Streitkräfte des dortigen Militärplatzes auf. Über die dann staatlichen Wege lag im Herbst 1959 die Fluggenehmigung und Nutzung des sowjetischen Militärplatz Friedrichswerth auf dem Künkel vor. Heute Verkehrslandeplatz Eisenach-Kindel. 

In der Zeit vom November 1959 bis April 1961 wurde dann der Flugverkehr vom Flughafen Eisenach nach Berlin-Schönefeld, Barth und Dresden mit IL-14 durchgeführt.

Namensgebung

Man  nahm sich schwer mit der Bezeichnung des nun "neuen" Flughafens, war er doch ein sowjetischer Militärflugplatz und unterstand der Geheimhaltung. Verfolgen wir die Pressemeldungen und Inserate in der Tagespresse.

  So gab die Deutsche Lufthansa, Flughafen Erfurt den Winterflugplan am 30. September 1959 bekannt: Infolge Bauarbeiten auf dem Flughafen Erfurt wird ab Montag, dem 2. November 1959, von einem Flughafen bei Gotha nach folgenden  Flugzeiten geflogen. Es folgte der Flugplan mit Angabe des Flughafens, an/ab Berlin - Gotha. Auskunft über den Zubringerdienst bei allen Flugscheinverkaufsstellen.

Ende Oktober verplapperte sich die "Thüringische Landeszeitung" und meldete: Dank dem Entgegenkommen  der sowjetischen Streitkräfte, die der Lufthansa den unweit von Gotha gelegenen Flugplatz Friedrichswerth zur Verfügung stellten, kann der Flugverkehr nach und von Berlin jedoch weiter aufrecht erhalten werden.

Am 31.12.1959 wünscht die Deutsche Lufthansa "Guten Flug im neuen Jahr!" und informiert über günstigere Flugzeiten zwischen Erfurt/Eisenach - Berlin - Erfurt/Eisenach ab 4. Januar 1960.

Endlich, mit Veröffentlichung des Sommerflugplans 1960 in den Tageszeitungen im März, wird vom "Flughafen Eisenach" geflogen. Nun war es mit der Eierei um die Geheimhaltung des Flughafens in der Presse vorbei.

Aber laut den offiziellen Flugplänen der Deutschen Lufthansa, wurde schon im Winterflugplan ab 1.11.1959 vom Flughafen Eisenach geflogen.

Flugpläne der Deutschen Lufthansa für die Periode 1959 - 1961 "Flughafen Eisenach"

   
Winterflugplan Sommerflugplan Winterflugplan

Flugzeiten ab/an Flughafen Eisenach

1959 / 1960 1960 1960 / 1961

01.04.1960 - 31.10.1960

Übernahme der Gebäude

Die sowjetische Einheit übergab die bestehenden Baracken zur zeitweilige Nutzung für die Abfertigung, Mitropa und Übernachtung der diensthabenden Besatzung vom Flughafen Erfurt. Diese waren Angehörige der Abfertigung, Bodentechnik, Feuerwehr, Tankdienst, Flugsicherung und Wetterdienst.

Gebäude für die Abfertigung und Mitropa Unterkunftsbaracke für das Personal Unterkunft der Techniker

In den Wintermonaten wurden die Passagiere in der Unterkunftsbaracke abgefertigt

Einblicke in die Unterkunftsbaracke:

Übernachtungszimmer der weiblichen und männlichen In der Küche: Selbst ist der Koch Der Speiseraum
Belegschaftsangehörigen; Man sieht den Unterschied!  

Ausrüstung für den Flugverkehr

Ausgerüstet war der Flughafen Eisenach, wie er von der Deutschen Lufthansa bezeichnet wurde, mit einem Peiler zwischen dem Aufsetzpunkt 11 und dem Rollweg und den Funkfeuern "FW", später in "EN" geändert und "F", beide in Landerichtung 29. Die Entfernung von der Schwelle der SLB bis zum Funkfeuer "F" betrug genau 1000 Meter und vom Funkfeuer "F" bis Funkfeuer "FW" betrug 2993 Meter. Die provisorische Landebahn- und Rollwegbefeuerung bestand aus einfachen Schiffsarmaturen 220 V/60 Watt, die auf Holzbohlen befestigt waren. Zum Vergleich zum Flughafen Erfurt (1957-1959) ein kleiner Fortschritt. Hier wurden noch Panzerhandlampen mit Akkus verwendet, die beim Einsatz alle einzeln eingeschaltet werden mussten.

Der "Tower" vom Flughafen Eisenach; Flugleitung und Wetterdienst . . . und im Winter war es sehr kalt!  Wettertechniker Alfons zur Nieden (li.) neben Fluglotse Hans Reiße (re.) im "Tower" Das große Tanklager mit Eisenbahnanschluss war für das Personal der Deutschen Lufthansa tabu.

Während der Bauarbeiten am Flughafen Erfurt-Bindersleben war die Flugleitung weiterhin mit dem Wetterdienst und einem Funker besetzt. Der Wetterdienst gab Wettermeldungen und Flugwetterberatungen für die beflogenen Flugstrecken über Telefon an den diensthabenden Wettertechniker und Piloten am Flughafen Eisenach. Empfangene Funksprüche in Erfurt, über den Luftverkehr, wurden an den Fluglotsen in Eisenach weitergeleitet.

Ausschnitt der Anflugkarte für die Landerichtung 29; Gleich am Ende des Flughafens begann das militärische Übungsgelände. Einflüge und Anflüge für die Landerichtung 11 mussten der sowjetischen Einheit gemeldet werden.
Anmerkung: Aus wiedergabe-technischen Gründen musste die Originalkarte nachgezeichnet werden.

Für die Landerichtung 11 stand nur der Peiler und die Funkfeuer in Gegenlanderichtung zur Verfügung.

Die staatlichen Wettermindestbedinungen für Landungen auf dem Flughafen Eisenach waren unter Nutzung beider Funkfeuer und dem Peiler:

Lande-minimum Landebahn RWY 29 RWY 11
  Wolkenuntergrenze Sicht Wolkenuntergrenze Sicht
Tag 50 m 500 m 300 m 3000 m
Nacht 100 m 1000 m 400 m 4000 m

Wichtigste Technik auf dem Flughafen

Als wichtigste Technik zählte der Peiler, der auf der Frequenz 118,3 MHz arbeitete, das Feuerwehrfahrzeug der Betriebsfeuerwehr vom Flughafen Erfurt und der P2M für Verpflegung und Instandhaltung am Flughafen und hier besonders im Winter.

S 4000  Feuerwehrfahrzeug TLF 16

Der Peiler für die Flugsicherung

Einsatzfahrzeug P2M

Feuerwehrübung

Wie es auf allen Verkehrsflughäfen üblich ist, wurden auch hier auf dem Flughafen Eisenach periodisch Feuerwehrübungen abgehalten. Natürlich kein Vergleich mit den heutigen Übungen und der eingesetzten Technik. Schließlich liegen über 40 Jahre dazwischen.

Feuerwehrübung auf dem Flughafen Eisenach 1960

Rollschaden

Am 2. September 1960 kam es bei einer IL-14 der Deutschen Lufthansa mit dem Kennzeichen DM-SBI nach der Landung zu einem Rollschaden. Um größeren Schaden zu verhindern, da das Bahnende und der Begrenzungszaun nahte, entschloss sich der Kommandant der IL-14 über den letzten Rollweg die SLB zu verlassen, trotz noch hoher Abrollgeschwindigkeit.

Rollweg der IL-14 beim Verlassen der SLB Deutlich ist die Spur des linken Haupt-fahrwerks zu sehen Und nun versank sie neben dem Rollweg

So gut die Piste war, so heimtückisch aber war der Grund daneben. Mit eigener Kraft kam die Maschine nicht mehr frei. Hilfe kam von der Nationalen Volksarmee, die mit zwei LKW's vom Typ "G5" die IL-14 herauszogen.

Beide Hauptfahrwerke Bugfahrwerk und rechtes Hauptfahrwerk . . . was nun?
im Erdreich versunken werden freigeschaufelt
       
Il-14
Nein, unser S 4000 der Feuerwehr schaffte es nicht, es musste andere Hilfe her. Mit zwei LKW's der Nationalen Volksarmee vom Typ "G5" wurde die IL-14 aus dem Morast gezogen.

 .... geschafft, die IL-14 steht wieder auf  festen Boden

Leistungen

Hier einige Angaben über die Leistungen vom Flughafen Eisenach

Jahr Passagiere Passagiere Gepäck kg Fracht kg Post kg
Abflug Rundflüge Abflug Abflug Abflug
  1959 * 564 - 1.299 15.628 893
  1960 17.379 3.575 60.615 66.136 14.898
  1961** 2.079 706 7.418 20.132 -

gesamt

20.022 4.281 69.332 101.896 15.791

  *   Flugverkehr ab 2. November 1959
**   Flugverkehr bis 22. April 1961; Angaben beinhalten den vollständigen Monat April 1961
       (einschließlich Flughafen Erfurt-Bindersleben ab 24. April 1961)

 

Über ankommende Passagiere und Frachten liegen keine Angaben vor.

Der Flughafen wurde 1960 von der  Deutschen Lufthansa, der Nationalen Volksarmee (NVA), der Garnison sowjetischer Streitkräfte in Deutschland (GSSD) und der ungarischen Fluggesellschaft MALEV angeflogen. Folgende Typen waren vertreten:

Typ Iljuschin IL-14 Antonow AN-2 L-60 "Brigadyr" Aero 45 S Lisunow Li-2 Mil Mi-4
Starts 1166 233 12 1 7 5

Dann hieß es wieder Abschied nehmen.

Nach Beendigung des Flugbetriebes auf dem Flughafen Eisenach wurde der Flughafen den sowjetischen Streitkräften wieder übergeben. Über 30 Jahre tristete er so dahin. Dann erwachte er wieder, unter Flugplatz Eisenach-Kindel, zum neuen Leben.

Nach 1990 wurde aus dem Künkel der Kindel

Da das Gelände des Flugplatzes auf drei Landkreisen aufgeteilt war und jeder seinen eigenen Dialekt hat, wurden wahrscheinlich die Grundstücke schon vor Jahrzehnten in den einzelnen Grundbüchern unter den entsprechen Dialektnamen eingetragen. Bei der Übernahme des sowjetischen Truppenübungsplatzes (Hainich) vom Bundesvermögensamt, welches damals territorial zum Landkreis Bad Langensalza gehörte, wurde auch das Gelände des Flugplatzes für die weitere Verwendung als Ganzes hinzugenommen. Das Gesamtgebiet wurde so vom Landrat von Bad Langensalza, wo nach deren Eintragung im Grundbuch der Name Kindel für den Flugplatzbereich steht, verwaltet. So kam es zur Namensgebung des neuen Flugplatzes "Eisenach-Kindel". Aus dem ehemaligen Militärgelände wurde der Nationalpark Hainich. Zum neuen Flugplatz  Eisenach-Kindel