Luftfahrtgeschichte der
Landeshauptstadt
Erfurt des Freistaates
Thüringen

Flugzeugbau

Otto Schwade & Co., Erfurt,  Motoren- und Flugzeugfabrik


Otto Schwade befasste sich schon Ende des 19. Jahrhunderts mit den Problemen der Luftfahrt. Nach seinem Auslandaufenthalt in Indien kam er 1888 zurück nach Deutschland und gründete in Erfurt die Pumpen- und Motorenfabrik Otto Schwade & Co..

Die ersten öffentlichen Flüge wurden in Europa durchgeführt. In dieser Zeit entschloss sich der älteste Sohn von Otto Schwade, Hans James Schwade, im Wintersemester 1909/10 nach Frankreich zu gehen, um dort Flugunterricht zu nehmen. Er besuchte bei Paris die Fabriken von Antoinette, Henry Farman und Gnome. Nach reiflicher Überlegung schulte er in der Fliegerschule Henry Farman auf einem Doppeldecker mit Rotationsmotor. Am 21. Juni 1910 erwarb er das Französische Zeugnis Nr.115 als Pilote-Aviateur (deutsches Zeugnis Nr. 9a). Sein Lehrer war der Russe Efimoff. Nach Erfurt zurückgekehrt blieb er diesem Flugzeugtyp treu. In der Fabrik seines Vaters baute er seinen ersten Doppeldecker, System Farman und entwickelte, mit grundlegenden konstruktiven Neuerungen, den französischen Umlaufmotor "Gnom" zum "Stahlherz"-Motor.


Der Rotationsmotor hatte eine feste Kurbelwelle, das Kurbelgehäuse mit den Zylindern, Kolben und Holzschraube rotierten. Die Vorteile lagen im Gewicht gegenüber den Standmotoren und deren Nachteil war die Störanfälligkeit und Wartung, die nur von Spezialisten durchführbar waren.Automatische Ventiele in den Kolbenböden ließen das in einem einfachen Spritzvergaser bereitete Benzin-Luftgemisch durch das Kurbelgehäuse in die Zylinder einströmen. Solche Motoren ließen sich kaum drosseln. Beim Gleitflug, Landevorgang und Rollen wurde der Zündmagnet periodisch aus- und eingeschaltet, was "Schnupsen" genannt wurde.

Mit dem  Sommer 1910 nahm  Hans James Schwade auf dem  Drosselberg, 5 km südlich von Erfurt, seine Flugübungen auf. In frühen Morgenstunden, ehe Wind aufkommt und bevor die Turbulenz der Luft beginnt sowie vor Abend, wenn die Böigkeit sich wieder legte und der Wind  abnahm, sang der  50 PS "Stahlherz-Rotationsmotor" sein Lied, und ließ den Farman-Doppeldecker in Höhen von  bis 30 Metern seine Kreise über dem Gelände ziehen.

   

   Hans James Schwade  1910

  Schwadepilot Albin Horn Nordmarkflug 1912

An den Veranstaltungen in Berlin 1910, Nordmarkflug 1912, Gotha 1912 und 1913, Dreiecksflug 1914 konnten die Flugzeuge mit Stahlherz-Motoren einige Erfolge erreichen. Bekannt geworden sind auch die Dauerrekord-Flüge mit Rotationsmotor am 25. September 1913 mit 5:15 Stunden und am 25. März 1914 mit 8:10 Stunden. 

Schwadekonstruktionen:

       

Militärdoppeldecker 1912  

Kampfeinsitzer 1914 

Kampfeinsitzer 1916

 Schwade-Kampfflugzeug 1916

In der Folgezeit baute Schwade Flugzeuge nach Lizenzen und einige eigene Konstruktionen. Zum Einbau kamen die Stahlherz-Motore, die in verschiedenen Leistungsklassen von 50 bis 160 PS hergestellt wurden.

Neben der Produktion von Flugzeugen und Flugmotoren war auch eine Fliegerschule diesem Unternehmen angeschlossen, an der im Rahmen der Nationalflugspende (Sammlung im gesamten Deutschen Reich für die Entwicklung der Luftfahrt in Deutschland) auch weniger bemittelte Interessenten, unter der Bedingung, auch als Kriegsflieger ausgebildet zu werden, zum Flugzeugführer ausgebildet wurden. Nach Albin Horn übernahm die Flugausbildung Alfred Hennig.
Unter ihnen waren auch folgende Erfurter: Alfred Hennig, Walter Vollrath, Norbert Schulte, Alfred Drischler, Fritz Heidt, Johannes Gerdes, Helmuth Wendel, Herwarth Wendel

Während des 1. Weltkrieges musste das Werk auf Kriegsproduktion umstellen. Die von Schwade selbst konstruierten Flugzeuge erreichten nicht die Serienreife, so dass Flugzeuge nach Lizenzen gefertigt wurden.

Das Ende des 1. Weltkrieges brachte die gesamte Vernichtung der deutschen Luftwaffe. Im Versailler Friedensvertrag und den folgenden Konferenzen wurde festgelegt, dass Deutschland keine Luftwaffe und Seefliegerkräfte unterhalten darf. Luftschiffe, Flugzeuge und Flugmotor mussten an die Siegermächte ausgeliefert bzw. zerstört werden. Von den rund 16.000 Flugzeugen durfte man 149 Flugzeuge und 169 Motore behalten mit der Auflage, die in Zivilflugzeuge umzubauen. Der Bau von Flugmotoren und Sportflugzeugen wurde auf Leistung und Geschwindigkeit beschränkt. Das Ergebnis war, bekannte Flugzeugbauer gingen ins Ausland, so Junkers nach Schweden und in die Sowjetunion (Fili bei Moskau), Rohrbach nach Dänemark und Dornier wechselte das Ufer am Bodensee und ging in die Schweiz.


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