FHanfang
Luftfahrtgeschichte der
Landeshauptstadt
Erfurt des Freistaates
Thüringen

Anfänge und Flugsport

Ballonsport 1922 - 1939


Ballonsport in Erfurt

Verfolgen wir die Entwicklung des Ballonsports im Erfurter Verein für Luftfahrt bis 1939. Nachdem die alten Erfurter Ballonführer Riemann 1922, Hermann John 1924 und Syrowy 1928 ihre Ballonführer-Erlaubnis wiederholten, konnten bis Ende 1930 die Herren Kaufmann Paul Ballin, Gaitzsch, Wilhelm John, Erich Klingner, Paul Lohfeld und Dentist Heinz Sommer zu Ballonfahrern ausgebildet werden.

Bereits ab 1923 konnten die ersten Ballonfahrten des Erfurter Vereins für Luftfahrt wieder aufgenommen werden. Da kein eigener Ballon zur Verfügung stand wurde mit Ballonen befreundeter Vereine und von deren Aufstiegsplätze in Bitterfeld und Nünchritz bei Riesa gefahren.

Darunter waren viele interessante Fahrten, unter ihnen auch die erste Fahrt ab Erfurt nach dem Ersten Weltkrieg, am 15. März 1925, ein unangemeldeter Grenzüberflug mit anschließender Inhaftierung in der Tschechoslowakei.

Taufe des Erfurter Freiballons

Im Januar 1925 beschloss der Erfurter Verein für Luftfahrt gemeinsam mit dem Naumburger Luftfahrtverein, einen Ballon für Wasserstoffgasfahrten zu beschaffen und diesen in Bitterfeld zu stationieren. Durch Spenden in Erfurt und Naumburg konnte dies realisiert werden.

Am 31. Mai 1925 begaben sich eine Anzahl Mitglieder beider Vereine zur Taufe des Ballons nach Bitterfeld. Um 11.00 Uhr wurde der neue Ballon auf den Namen des Ersten Vorsitzenden des Erfurter Vereins für Luftfahrt "RIEMANN" getauft.

     
Ballonfahrerin Margarethe Gocht (Bild Mitte) hielt die Taufrede und begrüßt den Erfurter Ballonführer Erich Riemann im Korb.

  In Begleitung von den Ballonen "BITTERFELD  VI" und "BITTERFELD  VII" stieg der Täufling um 11.15 Uhr zu seiner ersten Fahrt auf. Nach 6 Stunden und 45 Minuten landete der Ballon bei Fürstenberg an der Oder.

 
 

Ballonfahrer-Romantik.   Unterkunft am Landeort nach einer  Nachtfahrt am 4. Oktober 1925. Im Korb K. Rupprecht und H. Sommer (v.l.n.r.), beide aus Erfurt.

Weitere Ballonaufstiege

Nachdem einige Ballonaufstiege in Erfurt erfolgten, konzentrierte man sich ab 1931 auf Bitterfeld, wo Wasserstoff zur Verfügung stand. Hier stiegen die aktivsten Erfurter Ballonfahrer Lohfeld und Sommer des Öfteren auf.

  Am 18. Februar 1934 stiegen gleich drei Erfurter Ballonführer in Bitterfeld zu einer Zielfahrt nach Dresden auf. Ballon "SACHSEN" mit H. Sommer landete nordwestlich Dresdens, während die Ballone "BITTERFELD  IX" mit P. Lohfeld und "BITTERFELD  XI" mit Gaitzsch nach Chemnitz abtrieben.
 
Die Erfurter Ballonfahrer (B) mit ihren Mitfahrern (M), die an der Fahrt am 18. Februar 1934 teilnahmen (v.l.n.r.):  Riemann (B), Syrowy (B); Gaitsch (B), Holtschmidt (M), Lohfeld (B), Rohr (M), Sommer (B), Dr. Vollmar (M), Schloß (M) aus Gotha, Rebling (M), Klingner (B) und Dr. Flesser (M).
     
  Anlässlich des Großflugtages am 12. Mai 1935 in Erfurt, erfolgte wieder hier ein Ballonaufstieg. Der Ballon "BRUNO LOERZER" war tags zuvor aus Bitterfeld nach Erfurt transportiert worden. Aus 150 Wasserstoffstahlflaschen, die ebenfalls aus Bitterfeld mit einem Lastzug hier eintrafen, wurde der 715 m³ fassende Ballon gefüllt und um 14.40 Uhr stieg er unter der Führung von Paul Lohfeld auf.

Anlässlich der 250. Freiballonfahrt, die Major Riemann unternahm, veranstaltete die Ortsgruppe Erfurt einen Aufstieg mit fünf Ballonen am 6. Oktober 1935 ab Bitterfeld. Führer der anderen vier Ballone waren die von Major Riemann ausgebildeten Erfurter Ballonfahrer.

Die Ortsgruppe Bitterfeld hatten den Ballon "DR. PISTOR" mit Girlanden und einer großen Zahl "250" geschmückt. Die Gattin von Prof. Dr. Gocht aus Halle, die als eine der ältesten deutschen Ballonfahrerin 1925 den Ballon "RIEMANN" taufte, überbrachte Major Riemann am Korb die herzlichen Glückwünsche mit den Zeilen:

"Laß alles Kleine wie den Ballast gehn" -
So wünschte ich einst bei der Taufe -
"Im Winde möchten Fahn' und Wimpel weh'n
Und jeder Flug sehr glatt verlaufe."
250 Male bist du aufgestiegen,
Ein Jubiläum selten schöner Art.
Mög dir, Freund Riemann, denn auf allen Flügen
Das Glück stets hold sein, wie auf dieser Fahrt.
 
Glück ab zum nächsten Jubiläum!

Neben Major Riemann feierten auch zwei weitere Erfurter Ballonführer ein kleines Jubiläum mit 25 Aufstiegen.

Ballon Ballonführer Anzahl der Aufstiege Flugzeit Entfernung
 DR. PISTOR  Erich  Riemann 250  6 h 50min 145 km
 v. TSCHAMMER und OSTEN  Paul  Lohfeld 25  8 h 35 min 130 km
 BRUNO LOERZER  Wilhelm  John 25  7 h 10 min 140 km
 BITTERFELD IX  Dr. Hans  Schramm 22  7 h 2 min 146 km
 UNION  Heinz  Sommer 15  9 h 25 min 150 km

Wettbewerbe

Dr. Max Jaeger Pokal 1936

 

Ab 1935 beteiligte man sich auch an Freiballon-Wettfahrten des Bitterfelder  Vereins.  Die Wettfahrt am 30. August 1936, an der acht Ballone teilnahmen, war auf die Reichsgrenzen beschränkt. Mit 385 km erreichte der Erfurter Paul Lohfeld den 1. Platz und konnte  den "Dr. Max Jaeger Pokal" 1936 für ein Jahr nach Erfurt holen. Auch den Wanderpreis des Deutschen Luftfsport-Verbandes 1936 konnte Paul Lohfeld für die Ortsgruppe Erfurt erkämpfen.

Ballonführer Paul Lohfeld

 

Im Korb des Ballons "BRUNO LÖRZER"

 

 

  Ballonführer Paul Lohfeld und sein Begleiter Gerhard Bürger kurz vor dem Aufstieg am 30.8.1936

Die Neuorganisation des Flugsports ab 1933 führte auch zur territorialen Einheit. Das Land Thüringen wurde als Ganzes betrachtet und ab 1937 als "Nationalsozialistisches Fliegerkorps Gruppe 8" bezeichnet und in Standarten und Stürme aufgeteilt. Später kam noch der Gau Kurhessen dazu. Dadurch war es möglich den Flugsport zu konzentrieren und staatlich zu fördern. So erhielt auch die Ballongruppe Erfurt des NSFK ein neuen Ballon.

 
 

Am 10. Oktober 1937 fand dann auf dem Schützenplatz in Erfurt die Taufe des Ballons "NSFK-GRUPPE 8" statt. Erfurt hatte wieder seine Ballonaufstiege, die immer vom Schützenplatz aus stattfanden. Auch in Bremen, Gera, Kassel und Meiningen wurden Aufstiege durchgeführt.

Mit der 20. Fahrt des Ballons "NSFK-GRUPPE 8", am 18. Juni 1939 unter Führung von Paul Lohfeld,  der  seinen 46. Aufstieg machte, endeten die Ballonaufstiege in Erfurt vor dem II. Weltkrieg.



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